Teil II: Float Trip

Fliegenfischen Alaska, Stuyahok River, Floattrip 2009
Fliegenfischen in Alaska

Kaum hatten wir die Kabine verlassen, merkten wir erst wie stark der Wind war. Nun gings ans Ausladen. Damit Andrew starten konnte, hielten wir zu dritt die Maschine am Schwanz-Ruder, schön ausgerichtet gegen den Wind. Andrew liess den Motor aufheulen und liess die Beaver ächzen. Doch es klappte und wir winkten Andrew zum Abschied. Seine Freundin wird sich freuen und seinen zwei künfigen Kindern wünschen wir an dieser Stelle alles Gute !

Das Brummen der Beaver entfernte sich immer mehr und nur noch das Pfeiffen des Windes war zu hören. Ups - "aus die Maus" mit Zivilisation. Uns dreien wurde bewusst, wo wir waren - genau ! Mitten in der Pampa und mitten in einem äusserst unfreundlichen Klima, ohne Kommunikationsmöglichkeit nach aussen. COOOOOL !! *smile*

 

Als erstes war mal Einpacken angesagt ! Windstopper, Faserpelze und Regenjacken waren schnell gefunden. Zuvor aber noch eine PP (Pinkelpause). Selten gesehen Bild - ich versuche es so zu umschreiben: man nimmt ein Glas Wasser und leert es auf Hüfthöhe aus und man kann zuschauen, wie das Wasser nicht den Boden berührt sondern einfach davon fliegt. Hier lernt man mit dem Strom zu schwimmen resp. den Kopf nicht in den Wind zu halten...

Aber wo war eigenlich der Fluss ? Durch die windige Landung wurden wir irgendwo am Ufer angespült. Also machten wir uns zuerst auf die Suche nach dem Stuyahok-River. Um es kurz zu machen - der Unterschied zum Koktuli und der Distanz vom Landeplatz zum Fluss war nicht mehr erkennbar. Glücklicherweise waren wir an einem See und hatten ein Boot - also Schleppen müssten wir nicht. Also auf Bueb'n, Boot aufblasen und ab ins Abenteuer.

 

Doch wir wurden jäh gestoppt: Während des Pumpen des Bootes zerbrach die Pumpe am Stil. Ein leichtes Gefühl von Panik breitete sich aus. Was nun ? Keine Pumpe, kein Boot, kein Wegkommen. Pragmatismus siegt und schnell war der zwei Komponenten Kleber ausgepackt und die Reparatur begann. Zum Glück hatten wir uns für den Extra-Sprit des Flugzeugs entschieden, ansonsten wäre der Kleber genau so ein Teil gewesen, welches durch die nötige Gewichtsreduktion in Anchorage geblieben wäre.

 

Am  Ufer des Sees lagen überall Hechtgerippe beachtlicher Grösse und während den Pumppausen versuchten wir unser Glück im See. Wir waren ja zum Fischen gekommen ! Der hohe Wellengang und das Werfen gegen den Wind brachte uns jedoch keinen Erfolg. Es wäre ja fast ein bisschen viel verlangt gewesen, hier mal kurz in einer Pumppause einen Meter Hecht zu drillen. Aber wer nicht fischt, fängt nix !

 

Der Transfer vom Landeplatz zum Fluss war anstrengend und nass. Die Enttäuschung von der Wassermenge im Fluss war auch nicht gerade klein. Entpannung würden wir hier heute nicht mehr finden.

Nach einigen Stunden des Schiebens, Zerrens, Reissens und Fluchens begann die Suche nach einem Lagerplatz. Wir waren alle sehr müde, durchnässt, demotiviert und sehnten uns einfach nur nach Schlaf.

 

Die Tundra grenzte direkt an den Fluss und es blieb uns nichts anderes übrig als die Zelte direkt auf die Büsche aufzustellen. Weit und breit kein Windschatten. Schnell war alles ausgeladen und wir verzogen uns müde, erledigt und mit Energy-Riegeln gesättigt in die Schlafsäcke.

Der nächste Morgen nach einer frischen Nacht erwartete uns nicht viel besser. Temperatur war am Morgen um die 6-8 Grad. Wir studierten kurz die Karte und sahen, dass nun im weiteren Flussverlauf immer andere Flüsse in unseren einfliessen werden und das gab uns Hoffnung. Der Wind jedoch hatte nicht nachgelassen.

Das Boot beluden wir heute regensicher, denn das Wetter versprach keine Besserung. Auch der Fluss nahm nicht an Wasser zu und das Vorwärtskommen wurde zur Tortur.

Schnell verliessen uns unsere Kräfte und die Motivation. Doch trotzdem - wir waren hier draussen, in Alaska, auf einem einsamen Fluss und am Ziel unserer Träume ! Und schon lächelten wir alle wieder.

Ab und zu machten Mätthu und Rolando einen Versuch mit dem Löffel (Single-Hook, versteht sich) und die Äschen bissen wie verrückt. Na also, Fische hats !

Am Abend fanden wir sogar eine schöne Kiesbank, stellten die Küche und die Zelte auf und genossen den ersten Kaffee. Alles wunderbar !

Ich machte die leichte Fliegenrute parat, ausgestattet mit einer Klinkhammer und machte meine ersten Versuche mit der Fliege. Die Äschen und auch Rainbows nahmen die Fliege wehement und lieferten schöne Kämpfe. Jubell !!!

 

Wir kochten das erste Mal und genossen in vollen Zügen das Campleben.

Die nächsten Tage floateten wir weiter, es gab auch immer mehr Wasser und das Vorwärtskommen gestaltete sich um einiges einfacher.

Der Missmut der ersten beiden Tage war schnell vergessen.

Die Fischerei:

Der Fluss:

Das Camp-Leben:

Im oberen Abschnitt des Stuyahok waren die Äschenbestände fantastisch und jeder von uns erlebte eine bis jetzt nie dagewesene Trockenfischerei auf die schönen Äschen. Im Schnitt waren sie 30-35 cm, einige knackten aber die Ü-50 Grenze. Die Rainbows waren eher klein, aber trotzdem schön zu fangen, jedoch fast ausschliesslich mit Wooly-Buggern und anderen Streamern.

 

Am vierten Tag hatte ich einen Biss und einen Drill, der uns in Aufruhr versetzte. Der Fisch nahm einen grossen Streamer, zog mir von meiner 6er Rute Schnur ab und war nicht zu bremsen. Er stellte sich in die Strömung und verharrte dort jeweils längere Zeit. Danach zog er einfach davon, was in einem Schnurbruch endete (18er Vorfach). Selten zeigte der Fisch im Wasser seine Seite, welche Rot gefärbt war, der Rücken des Fisches war jedoch dunkel. Der Fisch mass nach unserem Ermessen zwischen 70 und 80 cm. Ich tippte zuerst auf "Big-Mama-Rainbow", kam aber dann doch in Zweifel und tippte zum Schluss auf einen Hundslachs. Das wäre der erste Lachs gewesen.

 

Der darauffolgende Tag brachte einige Überraschungen. Die erste war das Wetter. Sonnenschein pur und herrliche Wärme. Die zweite war ein wunderschöner Anblick eines Hundslachses direkt vor mir. Ich servierte ihm den Streamer, welchen er umgehend attakierte. YESSS !! Erster Lachs gesichtet. 

Rolando und Mätthu waren nun heiss, montierten nun auch ihre gröberen Ruten. Doch leider sollte das der einzige Lachs für den heutigen Tag bleiben. Wir konzentrierten uns wiederum auf die Rainbows. 

Am Abend stand Äsche vom Grill auf dem Menuplan, welche gar nicht so einfach zu fangen waren, als ob sie den Braten gerochen hätten. Aber es gelang trotzdem und wir genossen in der Moskitofreien Zone den Ausklang dieses Tages mit einem Schluck Tinto. Die Hoffnungen und Erwartungen für den nächsten Tag waren natürlich hoch - jetzt kommen die Lachse !!

Doch der nächste Tag erwartete uns wiederum sehr grau und nass. Die am Vortag gewaschenen Kleider wurden halt feucht eingepackt. 

Voller Motiviaton erkundeten wir jeden Pool nach Lachsen, doch nichts war zu sehen. Wir floateten heute ziemlich weit, daurend auf der Suche nach den Lachsen, denn wir waren nun alle wirklich "hot". 

Der Frust am Abend war gross, als wir keinen einzigen Lachs erblickten.

Neuer Tag - neues Glück ! Also hoch Jungs, weiter geht's !

Und tatsächlich: wir sichteten fünf Hundslachse während des Floatens. Die Hektik die aufkam, war so gross, dass wir die Fische verscheuchten. Heul !!!

Aber unsere Augen waren nun geschärft. Einige Stunden später erspähten wir erneut Hundslachse und diesmal gingen wir das ganze viel vorsichtiger an. Nach erneutem Erfolg bei mir, konnte auch Mätthu seinen ersten Hundslachs drillen.

Je weiter wir floateten, je mehr Hundslachse trafen wir an und jeder von uns feierte seine Erfolge. Während Rolandos erstem gaaanz vorsichtigem und langen Drill übermannte mich der Schlaf. Sorry Rolando - war nicht persönlich gemeint, und danke an Mätthu, dass Du die Kamera parat hattest.

Wir trafen ein Gruppe Franzosen mit einem Guide an, die auch den Stuyahok runterfloateten. Diese Gruppe war mit allem Erdenklichen ausgerüstet - Liegestühle, Heizungen, Vorzelten, usw. Wir staunten nur, was die alles dabei hatten. Lachse fingen sie aber trotzdem nicht und schielten interessiert zu uns rüber, wie wir denn das schafften. Wir gaben ein bisschen Guzzi und liessen die Franzosen weit hinter uns.

dann in einem Pool nach einer Kurve: Rotlachse, SOCKEYES ! Jubel ! Heute überschlugen sich die Ereignisse. 

Umgehend wurde ein Camp-Platz auserkoren, Boot ausgeladen und dann ging's ab zu den roten Seiten im Wasser. Den frischesten Rotlachs bereiteten wir später als Nachtessen zu.

Wir genossen bis in die späten Abendstunden die Lachsfischerei von seiner schönsten Seite. 

Am nächsten Morgen bauten wir wiederum das Camp ab, aber bevor wir weiter floateten statten wir natürlich den Sockeyes noch einen letzten Besuch ab.

Der Stuyahok nahm immer mehr an Wasser zu und das Vorwärtskommen ging nun sehr leicht. Wir fischten, campten, bewunderten die Natur und die Zeit verging wie im Flug. Wir genossen diese Zeit sehr, es waren in jedem Pool Rot- und Hundslachse, ein zwei Würfe und schon fing man einen.

Wie man in den Bildern sieht, der Rolando hats auf die Spitze getrieben. Zwischen dem Zähneputzen und ins Bett gehen, noch kurz in blauen Crocks einen Lachs drillen. Aber wir waren ja unter uns und jeder konnte sein wie er wollte.

Was will man mehr ? Ah, ja, genau !!! Schwarze Crocks !

Am neunten Tag erreichten wir den Einfluss in den Mulchatna-River. Einerseits ein schöner Moment, aber mit dem Wissen, dass unser Float-Trip fast zu Ende war, stimmte uns dieser Moment auch wehmütig.

Mit dem Wissen, dass uns der Flieger am nächsten Tag abholen würde, wollten wir jede Minute noch nutzen und fischten bis in die frühen Morgenstunden.

Das Abend- resp. Morgenessen bestand aus Reste vernichten.

Nach kurzem Schlaf verpackten wir alles und fischten bis der Flieger uns dann am Nachmittag abholte.

Schnell war alles eingeladen und es ging Richtung Anchorage zurück.

Unsere Bear-Protection bestand aus einer 45er Magnum und einer Pump-Gun. Benützen mussten wir sie beide nie, doch gab es uns vorallem Nachts im Zelt eine gewisse Sicherheit. Die Geräusche rund ums Zelt waren nicht immer eindeutig zuweisbar und bereiteten uns schlaflose Minuten. Mit den beiden Beschützern an unserer Seite war der Schlaf jedoch jeweils schnell wieder gefunden. Wir sahen sehr wenig Wild, weder Bären, noch Kariboos noch Elche. Spuren gab es von allen, sogar von Wölfen, aber wir kündeten uns wohl jeweils rechtzeitig an, dass die Tiere ihrer eigenen Wege gingen.

Wehmütige Augenblicke: jede Kurve hatte ihren Reiz, ob man nun das Boot ziehen musste, den Regenschutz bis oben zuknüpfen musste, ob sie uns ein Platz für unser Lager bot, ob darin einige wunderschöne Äschen stiegen, ob auf den Streamer eine Rainbow biss, ob sogar eine Schule Lachse anzutreffen war oder ob der Mätthu wieder mal ein Bad nahm. Jede dieser Kurven barg seine eigene Geschichte.

Einzige Schrecksekunde hatten wir beim Rückflug, als wir den Tankfüllstand anschauten. Aber der Zeiger befand sich bei näherem Hinschauen im grünen Bereich. Wir waren gebrannte Kinder...

Es dauerte nicht lange und das Brummen des Motors sowie die wohlige Wärme im Flugzeug lullte uns ein und wir holten den vermissten Schlaf nach.

Nach wiederum etwas mehr als zwei Stunden erreichten wir Anchorage und uns wurde bewusst, dass wir zurück sind ! Wir sehnten uns nach unserem Hotel und den Duschen ! Endlich wieder einmal warmes, sauberes Wasser !!

 

Nach dem Ausladen des Fliegers trafen wir Monika vom Alaska Fisherman Club, welche uns mitteilte, dass unsere gewünschte Flugverschiebung vom Samstag auf den Dienstag geklappt hat und wir mit USD 90 davonkommen. Das war die Idee, die mir beim Adieu sagen von Jim vor unserem Abflug gekommen ist. Fragen kostet ja nichts und die Mitarbeiter des Alaska Fisherman Clubs hatten volle Arbeit geleistet. Sogar ein Mietwagen war bereits für uns reserviert und wir freuten uns auf die Verlängerung unseres Urlaubs. Schatzi hatte ich natürlich kurz vor unserem Busch-Abflug noch gefragt, ob das in Ordnung gehen würde, sofern möglich, wobei die Chancen auf eine Verschiebung schätzten wir sehr klein ein - sofortige Zustimmung ! Danke mein Herz !

Nach einer konkret-korrekten Boilerentleerung im Hotel und einer gründlichen Rasur fühlten wir uns wie neugeboren und es ging Richtung Downtown. Wir freuten uns alle auf lecker zubereitetes und serviertes Essen, ohne Sand, ohne Wind und ohne Moskitos.

Im Phyllis Cafe in der 5th Avenue kehrten wir ein, kriegten umgehend einen Tisch und schlugen zu: Alaskan King Crab, Erdbeeren mit viel Schlagsahne und Unmengen von Alaskan Amber - wir waren wieder unter Menschen !

Noch ein kurzer Stopp am Ship-Creek ohne Ruten diesmal und dann einfach nur schlafen !


hier noch eine kurze Filmaufnahme aus dem Airtaxi auf dem Rückflug vom Stuyahok/Mulchatna-River nach Anchorage:

lese weiter im Teil III Kenai