zur Einstimmung wiederum ein paar bewegte Bilder:
Wie üblich musste alles zuerst einmal auf die Waage. Waagen gehören nicht zu meinem Freundeskreis, ob zu Hause oder bei solchen Anlässen. Spätestens als Jochen und Mazzo mit ihrem Gepäck + Schlauchbooten die Waage betraten, rotierte der Zeiger zuerst wie ein Propeller, dann ertönte eine Alarmsirene und rote Lichter begannen zu blinken.
Ganz so schlimm war’s zwar nicht, aber einen ungeplanten Gang zum Ritsch-Ratsch Gerät an der Theke blieb uns trotzdem nicht erspart.
Für 800 Dollar wurde uns ein Upgrade auf zwei Beavers (statt 1x Beaver & 1x Cessna) und einen zusätzlichen Frachtflug am Abend mit den Booten verordnet. Ob wir hier nun einiges zur Flugzeugauslastung zum Saisonende beigetragen haben, werden wir wohl nie herausfinden. Beim Rückflug vom Floattrip war dann aber die ursprünglich geplante Flotte tauglich - exkl. Proviant, inklusive der gefangenen Fische. 160 Greenbacks pro Nase waren aber nicht wirklich Grund genug um heftig auf die besagte Theke zu hauen und wir akzeptierten grummelnd die ungeplante Budget-Erhöhung.
Es regnete weiterhin in Strömen, der Pilot schätzte das Wetter ab und nach ein paar Stunden herumlungern im Office mit dünnem Kaffee ging es endlich Richtung Karluk.
Den Flug über die Larson Bay genossen wir, konnten Bären und Schneeziegen bewundern und plötzlich lag er unter uns, der Karluk! Der Pilot flog ab Portage dem Karluk entlang bis hinauf zum Lake und so lagen die Flussmeilen, welche wir die nächsten Tage runter floaten würden, zu unseren Füssen.
Der Regen lies leider auch am Karluk Lake nicht nach und nässte uns schon mal richtig ein. Glücklicherweise hatten wir für die erste Nacht die Lake Cabin gemietet und konnten unser Material ins Trockene stellen. Umgehend riggte jeder die 5/6er Rute mit Beads und die 8er Rute mit Streamern auf und wir machten uns voller Erwartungen in Richtung Seeauslauf.
Den Dolly Vardens, Arctic Chars und Rotlachsen war der Regen egal – die Bisse auf Streamer und Ei-Imitationen kamen umgehend und waren teilweise richtig heftig. Die Dollies schimmerten in allen Farben, die Schönheit der Fische erstaunte uns immer wieder aufs Neue.
Mazzo und Jochen waren hin und weg: „A Wahnsinn!!! Und wir dachten Du übertreibst masslos, als Du uns von der Fischerei am Karluk erzählt hast!“
Nach einigen Stunden Dolly um Dolly drillen und komplett durchnässt, zog es uns zurück in die Cabin. Das Petroleum-Öfelchen wurde auf Direkteinspritzung umgerüstet und lief alsbald auf Hochtouren. Jochen brutzelte butterweiche T-Bone Steaks und Rolando dekantierte Tinto aus der praktischen 5-Liter Box in die Plastikbecher. Angesichts der Erlebnisse vom Nachmittag und dem polternden Ofen wurde jedem warm ums Herz. Aus der Musik-Box rockten Bosshoss die Bude, mit gezinkten Binocle-Karten wurde bei feinstem Scotch um Schoko-Riegel gezockt und vor der Türe erledigte ein hungriger Fuchs den Abwasch. Was für ein erster Tag; das Stallion Battallion war in der Wildnis angekommen!
Dank des Petroleum-Ofens hatten wir eine kuschelig warme Nacht und am Morgen war unsere Kleidung und Ausrüstung mehr oder weniger wieder trocken.
Am nächsten Morgen rieben wir ungläubig unsere verschlafenen Äugelein, nach den kalten Temperaturen und dem nervigen Dauerregen bot sich uns der folgende Anblick: Kaiserwetter!
Strahlender Sonnenschein und der herrliche Blick auf den Karluk Lake verscheuchten die letzen Gedanken an die kuschelige Schlafsackwärme und umgehend waren alle auf den Beinen. Jeder packte seine sieben Sachen in die wasserdichten Taschen und gemeinsam wurden die aufgeblasenen Boote beladen. Als besonders nettes Accessoire stellte sich eine batteriebetriebene Pumpe heraus, die anfangs noch übel verhöhnt wurde. Mann, war das aber ein Luxus! Beim Morgenkaffee zusehen wie sich die Boote von selbst aufblasen und dabei den Sonnenaufgang bewundern – sehr Floaters-unlike! Wie sich später noch herausstellen sollte: zum Feuermachen war das Teil auch tiptop zu gebrauchen.
Nach den ersten Flussmeilen auf dem Karluk trafen wir auf die ersten Bären und kamen toll in den Swing des Floatens. Der Karluk hatte um einiges mehr an Wasser als im 2009 und das Vorwärtskommen gestaltete sich einfach und bequem. Bei strahlendem Sonnenschein, die Beine lässig ins Wasser baumelnd und guten 15 Grad plus, ein echter Genuss. Mazzo meinte, das wäre genau so wie er sich das vorgestellt hätte. „Oh du unwissender Flachland-Tiroler, wenn du wüsstest was noch auf dich zukommen würde“.
Die Anzahl der Kodiak Bären war zwar nicht mit unserem ersten Trip zu vergleichen und sie waren deutlich scheuer, trotzdem durften wir ein paar von diesen gewaltigen Tieren bewundern.
Am späteren Nachmittag fanden wir eine geeignete Stelle zum Zelten und begannen mit dem ersten Aufbau unseres Camps. Die vorangegangenen Stellen, welche in Frage gekommen wären, waren entweder zu klein für drei Schlafzelte oder lagen direkt auf den unzähligen Bärenpfaden.
Der Wind war brutal und liess uns beim Aufbau des Küchenzelts (ein Gerüst aus Stangen, Rudern und Planen) fast verzweifeln. O-Ton Jochen: „Drecksglumpert verreckts!“ Irgendwann stand es dann doch und wir konnten endlich die nähere Umgebung mit unseren Ruten erkunden.
Ein Weisskopfseeadler gesellte sich zu uns und verspeiste die Reste eines vom Bären angefressenen Rotlachses.
Der Karluk machte kurz oberhalb unseres Zeltplatzes eine grosse Kurve mit einer entsprechend tiefen Rinne. Es dauerte nicht lange und buckelnde Silberlachse wurden gespottet. Das hatte niemand erwartet! Die Hoffnung war zwar gross Silberlachse und Steelheads im Karluk anzutreffen, aber jedem von uns war auch bewusst, dass es dazu schon eine zünftige Portion Glück brauchen würde. Eventuell wäre frühestens ab Portage mit Silberlachsen und Steelheads zu rechnen, aber bereits hier oben, eine echte Sensation.
Das Wasser war tief in dieser Rinne und entsprechend mussten die Streamer vor dem Einstrippen runter gebracht werden. Aber dann, dann !!!!! Verdammt, dieser Nachmittag gehörte zu den schönsten der gesamten Reise. Hier fing ich wohl auch meinen stärksten Coho ever. Nach dem aggressiven Biss folgten Minuten im U-Boot Style was mich zuerst auf einen King vermuten liess (Cy's meldete sich im Hinterkopf), doch dann explodierte das Wasser und ein Coho von bis jetzt ungesehener Grösse wirbelte durch die Luft. Mättel kam umgehend zu Hilfe und wir konnten das schöne Tier landen. Ein toller Fisch der Kategorie Lifetime memories.
Die Anzahl der Silberlachse war der helle Wahnsinn! Der Blick flussabwärts zeigte, dass es meinen Freunden ähnlich ging.
Wir fischten bis spät in den Abend, das Abendessen wurde mit der Stirnlampe zubereitet und die Erlebnisse mit einem guten Scotch begossen. Aus der Musikbox lief „Stripped“ von Rammstein und wir beschlossen, dass die Jungs nur Fliegenfischer sein konnten!
Die erste Nacht gestaltete sich etwas ungemütlich:
Etliche Male hörte man ein Rascheln aus dem Nachbarszelt. Nein, nicht die Bären machten uns Probleme, sondern die Kälte. Das Rascheln kam vom Auspacken der Zusatzkleider, drittes Paar Socken, Handschuhe, Kappe – alles was im Halbschlaf erreichbar wurde angezogen. Mazzo morste mit seinen Zähnen SOS - Nix da, ein Floattrip im Spätherbst ist nichts für Weicheier!
Die Schlafsäcke konnten noch so gut sein, auf der Seite wo man auflag war keine Luft und somit keine Isolation. Da half nur halbstündliches Drehen um die kalte Seite wieder an die Wärme zu bringen - Würstchengrill-König am Karluk. Jeder der vor dieser Nacht meinte, Isomatten sind angesichts der Klappliegen was für Weicheier, wurde auf die harte Tour schnell eines Besseren belehrt.
Niemand konnte in dieser Nacht besonders gut schlafen, dementsprechend war die Tagwache auch sehr früh. Einer nach dem anderen kroch durchgefroren und zähneklappernd aus seinem Zelt, freute sich auf heissen Kaffee und wurde von der eisigen, nebligen Sonnenaufgangsstimmung am Karluk umgehauen: Die Sonne kroch über die gegenüberliegenden Berggipfel, der Nebel stieg langsam auf und ein Bär jagte die ersten Rotlachse auf der gegenüberliegenden Flussseite. Eingemummt mit dem Kaffee in der Hand, ließ uns dieses gewaltige Schauspiel der Natur sogar die Kälte vergessen und einfach demütig schweigen.
Rrrrrespekt für Rolando, die Schweizer Antwort auf die Navy Seals. Er meinte es mit der Morgentoilette besonders gründlich und nahm ein Bad im Karluk.
Das Thermometer zeigte minus 9 Grad an, Zahnpasta galt es also zuerst in die Unterhose zu stecken – zweiter Weckdienst inklusive. Wathosen und Watschuhe mussten im Fluss aufgetaut werden, bevor ein Anziehen überhaupt möglich war.
In der Zwischenzeit ein paar Würfe mit der Rute über den Fluss und schon zappelten die ersten Silberlachse an der Angel. Schlimmer als in den schönsten Träumen…
Es fiel uns schwer diesen Platz zu verlassen, denn was wollten wir noch mehr?
Hier gab es alles, was wir uns erhofft hatten. Einzig die Jagd auf Steelheads und das Rendezvous mit dem Buschflieger liessen uns nicht zur Ruhe kommen und so ging es weiter Richtung Portage (Hälfte der Strecke).
Den dritten Tag verbrachten wir hauptsächlich auf dem Boot, das zurückgelegte Stück hatte vielleicht zwei bis drei fischbare Stellen, welche wiederum etliche Cohos und Dollies für uns bereit hielten.
Die Ösis fluchten wie die Kesselflicker, da das Boot oft über Schotterbänke gezogen werden musste und in den stillen Passagen war kräftig paddeln angesagt. Jedes Boot hatte zwei Paddel und somit wurde, wie in der christlichen Seefahrt üblich, der mit der meisten Erfahrung und dem besten Taktgefühl um auf der Kühlbox den Rudertakt vorzugeben, zum Kapitän erhoben. „Pullt Ihr dammischen Habsburger!!!“ zeigte als Kommando die beste Wirkung und wir nahmen flott Fahrt auf.
Abends trafen wir bei Portage ein. Die Yurte, in der wir 2009 freundlichst von Erin Whipple beherbergt wurden, war dunkel und verlassen. Wir schlugen unser Lager etwas unterhalb auf und fischten die Portage Pools. Viel fingen wir nicht, ein paar Silberlachse, aber die erhofften Steelheads trafen wir nicht an. Dabei wäre hier DIE Steelhead-Stelle. Die Enttäuschung war entsprechend gross. Die Nacht war wiederum saukalt, aber man gewöhnte sich an alles oder wusste sich mittlerweile zu helfen.
Im Morgennebel verliessen wir Portage und kamen nun in schnelleres Wasser. An einer vielversprechenden Stelle hielten wir an und Rolando verzeichnete den ersten Steelhead des Trips – der Jubel war gross, die Torpedos der Flüsse waren da! Von nun an gaben sich Steelheads, Cohos und Dollies bei uns die Klinke in die Hand, respektive sausten die Streamer hin und her.
Eines wurde schnell klar: Im langsamen Wasser fing man mit Streamern Cohos und im schnellen Wasser (je schneller desto besser), Steelheads und Saiblinge mit Beads und Bissanzeiger.
Die Saiblinge waren von hier an um einiges grösser als oben am See, die Silberlachse praktisch noch silbern, inklusive Meerläusen und wesentlich größerer Kampfeslust. Die Steelheads in ungeahnter
Dichte. An einem vielversprechenden flachen Platz bauten wir unser Lager auf, da wir noch genügend Zeit hatten und im oberen Abschnitt gut vorwärts gekommen waren, an dieser Stelle nochmals
herzlichen Dank an meine österreichischen Wasserbüffel, konnten wir uns an diesem echten Hot Spot für zwei Nächte einrichten.
Wie erwähnt, blieben wir hier zwei Nächte. Der nächste Tag verbrachten wir komplett mit Fischen. Bei dem Wetter sowieso kein Problem. Nach dem Campaufbau und einem kühlen Bud, war jeder hoch motiviert und schnell am Wasser, die Flugschnur sauste nur durch die Ringe. Die Kulisse, der Fischreichtum und natürlich das Wetter waren einmalig, oder wartet, jetzt kommt’s gleich…. LEGENDÄR !
Stolz wie Nachbars Lumpi und einem Kollateralschaden im Gepäck (#5er SP Rutenbruch im harten Drill, grmbl), wollte ich am Mittag mit meinen fünf Steelheads auf dem Tageszähler die Jungs zünftig neidisch machen. Doch unterschätzte ich Jochen, der trocken "Acht" erwiderte. So kam er auch zu seinem neuen Nickname "Steelhead-Fi**er Nummer 1", den er sich an diesem denkwürdigen Vormittag redlich verdient hat. Falls künftig jemand Jochen in einem Wirtshaus treffen sollte und ihn korrekt anspricht; ein kostenloses Bier oder ein Achterl Wein ist ihm sicher.
Die Erfolge brachen den ganzen Tag nicht ab und jeder von uns hatte Erlebnisse mit diesen tollen Fischen, die sich für den Rest des Lebens ganz tief in die Schädeldecke einbrannten.
Am Abend fand Mättel sogar Holz in der Umgebung und wir liessen diesen äusserst erfolgreichen Tag am Lagerfeuer bei Dollies aus der Alufolie und Chardonnay aus der Tetrapackung mit einem breiten Grinsen im Gesicht Revue passieren.
Wie aussergewöhnlich und besonders der Fang eines Steelheads ist, möchte uns der diesbezügliche jungfräuliche Mazzo berichten:
Ich stehe mit Rolando in einer Schlucht, das Wasser braust mit einem brutalen Druck durch die Enge, es ist gar nicht so leicht sich auf den Beinen zu halten. Der Biss auf das Bead kommt hart und unvermittelt, der erste Gedanke: Schon wieder ein Hänger! Doch plötzlich ist Bewegung an der Leine und 15m Flugschnur sausen im Zeitraffer durch die Ringe. Bevor ich meine Gedanken, von der Schnur ganz zu schweigen, geordnet habe und den Fisch klassisch drillen möchte, schiesst der Steelhead wie ein Torpedo schnurstracks auf mich zu. Ich kurble was das Zeug hält, es ist dennoch zu langsam, keine Spannung mehr auf der Schnur. Es naht der verfluchte Moment, unzählige, vergangene Enttäuschungen laufen wie ein Film im Kopf ab, die Schnur kommt auf Spannung, ist der Fisch noch dran? Eine kurze Schrecksunde später, sausen Steelhead, Flugschnur und 10m Backing durch die Rute, verdammt was ist hier los, ich habe echt keinen Plan.
Rolando beobachtet die Szenerie und schreit: „Lauf Forrest, lauf!“ Wie ein Krabbenfischer nach einer Flasche Rachenputzer, stolpere ich 20 Meter zum Ufer, ständig in Gefahr auf den glitschigen, rundgeschliffenen Steinen am Boden auszurutschen, aber der Wille ist stärker als der Grip der Vibram Sohle und irgendwie schaffe ich es ans Ufer. Auf einem schmalen Bärenpfad renne ich kurbelnd dem Fisch stromab hinterher, der Fisch zieht weiter runter, so schnell bin ich seit meiner Schulzeit nicht mehr gelaufen. Irgendwann stehe ich keuchend in einem Winkel von 90° zum Fisch am Flussufer, die 6er Winston IIMX biegt sich im heftigen Kampf bis zum Korkgriff, mein Drill-Sergeant Rolando brüllt unverständliche Kommandos auf Schwyzerdütsch. Irgendetwas muss jetzt brechen, entweder ich, der Fisch oder die Rute, die Spannung ist nervenzerfetzend. Nach drei Minuten, einer gefühlten Ewigkeit, gibt der Fisch endlich auf, mit brennenden Oberarmen dirigiere ich ihn zum Ufer.
Zitternd halte ich diesen wunderbaren, im Vergleich zu den Lachsen fast zierlichen, Fisch für ein Foto kurz in meinen Händen bevor ich ihn wieder ins Wasser gleiten lasse.
In diesem Moment verstehe ich, warum Fischer bei Kälte, Nebel, Schnee und Eis, unglaubliche Strapazen auf sich nehmen um oft nur einen einzigen Steelhead zu fangen.
Auch der letzte Floattag hielt wieder schönstes Wetter für uns bereit und die Reise ging weiter Richtung Karluk Lagoon. Die letzten Flussmeilen bieten zwar noch den einen oder anderen interessanten Pool, in denen grosse Dollies und Steelheads lauern, doch wird der im unteren Teil wird der Karluk dann breit und sehr flach, meine beiden Innviertler Ochsen durften wieder kräftig ziehen.
In der Lagune angekommen zeigte sich ein ähnliches Bild wie im 2009:
Unzählige Bären waren hier auf verschärfter Lachsjagd, also echte Brüder im Geiste.
Einen geeigneteren Lagerplatz als den "Bärenplayground" vom 2009 fanden wir nicht, deshalb wurden die Zelte wieder am gleichen Ort, allerdings unter heftigem Protest der beiden Float-Neulinge, aufgeschlagen. Zum besseren Verständnis soll hier angemerkt werden, daß ein 30qm Fleck voll mit Bärendreck, Fischkadavern und unzähligen Bärenspuren weder besonders fein riecht, noch besonders einladend wirkt. Allen war bewusst, dass uns eine unruhige Nacht bevorsteht.
Vom Meer her kam ein Boot mit Aussenborder, zwei Personen an Bord. Sie steuerten auf uns zu und wir kamen mit den beiden älteren französischen Spinnfischern ins Gespräch. Sie meinten, die Fischerei sei “excellent“ und verabschiedeten sich alsbald um weiter den Silberlachsen nachzustellen.
Es war eine lustige Show die uns geboten wurde.
Der eine steht auf dem Boot und dirigiert schreiend den andern am Motor herum. In der Stille Alaskas hörte sich das wie folgt an:
"FABRICE, à gauche!" (gesprochen etwa "FABBRISSS, ...)
Motorenlärm
"FABRICE, à droite!"
Motorenlärm
"FABRICE, le moteur!"
Fabrice stellt den Motor ab - 2 Minuten Stille.
"FABRICE, le moteur!"
Fabrice lässt den Motor an, und das Ganze wieder von vorn.
Aber nicht nur die beiden waren köstlich - auch wir durften einen "Schämer" einfahren. Man könnte höchstens als Entschuldigung ins Feld führen, dass weder Österreich oder die Schweiz besonders viel Erfahrung mit Ebbe und Flut haben: (Allen Nordlichtern die jetzt lachen und sich insgeheim denken “Solche Idioten“, sei gesagt, dass wir im Gegenzug eine Lawine 10km gegen den Wind riechen können, nämlich!)
Mazzo, Jochen und ich, voll im Rausch des Coho-Fiebers, wateten durch die Lagune auf eine der etlichen kleinen Inseln, um von dort aus zu fischen. Es ging auch nicht lange und die Ruten bogen sich bis zum Anschlag. Und so weiter, und so fort - ist ja mittlerweile zur Genüge bekannt. Jeder im Silberrausch und keiner merkte, dass der Wasserpegel langsam und unerbittlich stieg. Gemerkt haben wir's dann schon, aber da war es auch schon zu spät. Ein Erreichen des rettenden Ufers war nicht mehr möglich ohne ein Bad zu nehmen. Was tun? Genau: "FABBRISSS!!!! AIUTO!!!!"
Nun gut, Französisch war das nicht, aber verstanden und gehört haben uns die beiden Franzmänner trotzdem. Fabrice liess den Motor aufheulen und wir wurden aus der misslichen Lage trockenen Fußes befreit. Die beiden älteren Herren amüsierten sich prächtig über die "Débutants" und hatten am Abend wahrscheinlich auch einen Grund schmunzelnd, nationale Vorurteile aufzuwärmen.
Die Nacht gestaltete sich, wie befürchtet, wirklich unruhig:
Irgendwann war dann wirklich jeder von uns wach. Die Bären spielten Rugby mit unseren Kühlboxen und schmatzen die letzten Vorräte weg. Unglaublich wie zärtlich und sensibel Bären beim Verspeisen von Eiern zu Werke gehen. Wie immer half ein aggressives und lautes Auftreten, das lässt Meister Petz meistens zur Vernunft kommen, und Ruhe kehrte wieder ein.
Keine halbe Stunde später, nachdem sich jeder von uns wieder mühselig von Schuhen und Jacke befreit und in den warmen Schlafsack verkrochen hatte, ging der Lärm von vorne los. Also alle Mann raus, Schuhe anziehen, Menschengebrüll vs. Bärengebrüll und gut war es. Ein Rundschwenk mit der Taschenlampe zeigte jedoch etliche hungrige Augenpaare. Jetzt wurde nicht mehr lange gefackelt und Mättel gab einen Warnschuss mit unserer Shotgun ab. Das hingegen war den Bären dann doch zu viel, sie verzogen sich ausserhalb unserer Sichtweite und wir konnten endlich weiterschlafen.
Der Morgen zeigte, dass die Bärenparty dann doch noch ein bisschen weiterging, jedoch ohne uns großartig zu stören. Wir packten unsere Habseligkeiten, entsorgten die Überreste der Bärenparty und vertrieben uns die verbleibende Zeit mit fischen und Bären beobachten bis die Buschflieger uns abholen kamen.
Jeder von uns genoss diese letzten Momente und suchte nach einer Möglichkeit den Trip irgendwie zu verlängern. Leider ging das nicht - ohne Kommunikation nach aussen ist auch kein Bushpilot umbuchbar. Die gelben Flieger von Andrew Airways trafen am Nachmittag ein, beladen war schnell und dem Rückflug nach Kodiak City stand nichts mehr im Wege.
Jedem, der schon so einen Trip im Spätherbst mitgemacht hat, brauche ich nicht zu erzählen was für ein Gefühl die erste warme Dusche nach so einer Woche bedeutet. Das Abendmahl war fürstlich, 6 Pfund US Prime Rib Beef vom Feinsten und Alaskan Amber à discrétion.
Bye Karluk ! Bye, bye ! Wir haben Dich nicht das letzte Mal besucht !
Negatives gibt es wenig zu berichten, ausser Jammern über fehlende Knicklichtstreamer, Eierüberkonsum und bitterkalten Nächten.
Hingegen sind die positiven Seiten kaum aufzählbar. Für mich übertraf die diesjährige Reise den 2009er Trip bei weitem, obwohl ich im Vorfeld der Meinung war, dass schon dieser nicht mehr zu toppen wäre.
Einen grossen Teil hat das unerwartet schöne Wetter, die unglaubliche Fischerei und die perfekte Stimmigkeit innerhalb der Gruppe beigetragen. So eine Kombination durften wir bis jetzt noch nie erleben und werden sie wohl kaum nochmals antreffen. Ein absoluter Glücksfall! Man stelle sich vor, es hätte nebst den Minustemperaturen auch noch dauernd geregnet und geschneit, die Fischerei wäre mehr recht als schlecht gewesen und die Teilnehmer hätten sich dauernd gezofft – na dann wäre es wohl nicht zu einem so ausführlichen Bericht gekommen.
Mit den beiden Schärdingern Jochen und Mazzo sind bereits die nächsten Abenteuer geplant und es freut mich ausserordentlich, zwei neue Freunde gewonnen zu haben.
Mazzo, Jochen (SHF-No1), Heavy-Mättel, Rolando: Danke Jungs!