Teil III: Float Trip Karluk-River

Flyfishing on Kodiak, Karluk River
Fliegenfischen am Karluk River, Alaska

Nach kurzer Nacht war der Tag, dem wir schon so lange entgegenfieberten, endlich gekommen: der Float-Trip begann nun wirklich !

 

Zuerst liessen wir den geputzten und gefrorenen Lachs nach Anchorage zur Alaska-Sausage via Luftfracht verschicken und fanden uns dann bei Island Air ein. Die frisch gewartete Beaver wurde beladen und zum Wasserflugplatz transferiert. Die allgemeine Krise zeigte auch hier ihre Auswirkungen und wir waren seit längerer Zeit wieder mal eine Gruppe zum Ausfliegen. Mit frischem Motorenöl, vollen Tanks und ausgeschlafenem Piloten hoben wir Richtung Karluk-Lake ab.

 

Der Flug dauerte knapp 40 Minuten. Je näher wir Richtung Karluk-Lake flogen, je winterlicher wurde die Aussicht und jeder von uns machte sich insgeheim Gedanken über seine Kleidung, die er eingepackt hatte. Reicht das wohl ?

Flyfishing Kodiak Karluk River Float Trip
Buschflug zum Karluk-River
Flyfishing Karluk River, Kodiak Island, Alaska
Flussdelta auf Kodiak Island, Alaska
Larson Bay, Flyfishing, Kodiak, Alaska
Larson Bay, Kodiak

Nachdem alles entladen und verstaut war, wurden natürlich umgehend die Ruten ausgepackt und es ging an den Ausfluss des Sees. Beim ersten Blick den Fluss hinunter bewahrheiteten sich Mättel’s Sehfähigkeiten vom Flieger aus. Er meinte nämlich bereits im Anflug Bären im Fluss stehen zu sehen. Rolando und ich beruhigten ihn mit "Mättel, putz die Brille - das sind Felsen!" Die Felsen waren jetzt aber zünftig lebendig. Zwar waren es nicht sieben, aber drei waren da.

Karluk River Flyfishing
Ausfluss Karluk Lake

Wir hatten nicht wirklich grosse Erfahrungen mit Bären in der freien Wildbahn. Einige Male einen in einem Nationalpark gesehen; auf 40 Meter maximal. Hier standen sie aber direkt vor uns, grimmig wie es uns schien und mitten in dem Fluss, den wir am nächsten Tag runterfloaten sollten. „Schau `mer dann morgen, vielleicht sind sie ja dann weg"...

 

Jetzt war erst mal Fischen angesagt. Schwärme von Rotlachsen zogen in den See hinauf, dazwischen Dolly Varden und Arctic Chars. Die Rotlachse waren alle schon sehr gefärbt und lieferten entsprechend nicht mehr die Kämpfe, die wir uns vom letzen Jahr am Stuyahok gewöhnt waren. So montierten wir kurzerhand auf die 5er und 6er Ruten um. Mit Beads oder Glowbugs, einem Bissanzeiger und schwimmender Schur fingen wir Dolly auf Dolly. Die Beissfreudigkeit war riesig und die Kämpfe hart. Die Dollys standen immer hinter den Lachsschulen und so war es ein Einfaches, diese gezielt anzufischen ohne andauernd einen Rotlachs am leichten Gerät drillen zu müssen.

Flyfishing Float Trip Karluk River, Alaska, Kodiak
Arctic Char, Karluk River

Die Bären flussabwärts nahmen zwar Notiz von uns, liessen sich aber bei ihrer Fischerei nicht stören. Ab und zu gesellte sich ein weiterer dazu, dann zog wieder einer davon. Wir merkten rasch, dass die Bären sehr gut auf unsere lauten Rufe reagierten. Kam einer hinter uns aus dem Gebüsch, verzog er sich nach kurzem aber lautem Gespräch wieder und suchte das Weite. Je länger wir mit den Bären zusammen waren, je beruhigter wurden wir und empfanden die Nähe dieser grossen Tiere nicht mehr als unangenehm oder gar störend. Jeder ging seinen Interessen nach und liess den anderen in Ruhe. Einzig galt es Aufzupassen, dass man nicht den Überblick verlor und immer ungefähr wusste, wo sich der nächste Bär befand. Dies war manchmal gar nicht so leicht, war man doch permanent von den Kämpfen mit den Dollies abgelenkt.

Kodiak Bear Karluk River, Alaska, Kodiak
Kodiak Bear, Karluk River

Zurück in der Blockhütte bereiteten wir unser erstes Abendessen vor. Im Gegensatz zum letzten Jahr entschieden wir uns bei diesem Float so wenig Gewicht wie nur möglich mit zu nehmen und die ganzen Koch- und Campaufwände auf ein minimales zu reduzieren, um die kurze Zeit die wir für den Float hatten hauptsächlich dem Fischen widmen zu können. Somit waren Trockennudeln asiatischer Herkunft unser Grundnahrungsmittel. Grillparty’s und Lagerfeuer-Exzesse waren aufgrund der Flora und des fehlenden Brennholzes am Karluk sowieso nicht möglich.

Die Beschaffung des Trinkwassers machte uns anfänglich Sorgen. Das Wasser im Karluk war zersetzt mit Leichen-Teilen der sterbenden Lachse. Mit langem Abkochen würde man das Wasser sicher irgendwie keimfrei hinbekommen, doch auf „Bouillabaisse“ hatten wir alle drei nicht besonders Lust – vor allem nicht im Kaffe. Zum Glück entdeckten wir später einige lachsfreie Zuflüsse des Karluks, die uns mit frischem und klarem Wasser versorgten.

Die Nacht war trotz geschützter Umgebung in der Blockhütte bitterkalt. Das Gasöfelchen heizte was das Zeug hielt, doch gebracht hatte es nicht viel.  Die Kälte und die Bären; das würden für die nächsten Tage unsere ständigen Begleiter sein.

 

Der darauffolgende Morgen hielt Sonnenschein für uns bereit und der Bodenfrost war schnell verschwunden. Das Raft wurde beladen und wir schritten voller Ungewissheit Richtung Ausfluss. Was wird uns dort erwarten? Können wir überhaupt starten?

 

Die Situation am Fluss hatte sich zum Vortag leicht verändert: fünf Bären standen bereit – die Frage war nur: für uns oder für die Lachse ? Wir fanden es schnell heraus. Glücklicherweise zeigten sie wie am Vortag kein grosses Interesse an uns, beäugten uns zwar, doch war ihre Lust auf die durchziehenden Lachse um einiges grösser. Da der Karluk sehr wenig Wasser führte, war ein „schnelles Durchpaddeln“ auch keine Option. Es hiess zu Fuss das Raft über die Steine hinunter zu zerren, mitten durch die fischenden Bären hindurch.

Näherte man sich einem Bären auf 20 Meter und gab Paddel-Zeichen, verzogen er sich ans Ufer und wartete bis wir passiert hatten. Alles ganz entspannt und geschmeidig. Trotzdem, die Flinte lag immer oben auf dem Raft und jeder von uns hatte den Bärenspray auf sich, doch war nie Anlass gegeben eines der beiden zu benutzen. Wir gewöhnten uns wiederum schnell an diese Situation und entspannten uns wie am Vortag.

Mal gab es eine Passage, da stand nur ein Bär, mal waren zwei Mütter mit ihren Babys am Fischen, mal erwarteten uns hinter der nächsten Kurve sieben Bären – und je genauer man hinschaute, je mehr Bären entdeckte man auch im hohen Grass. Wir fotografierten und filmten in aller Ruhe und waren stark beeindruckt von diesen Tieren. Wir drei verstummten und genossen den Moment - das war nun so ein Zigaretten-Werbungs-Moment. Wir waren uns in diesen Augenblicken gar nicht recht bewusst, was für ein Glück wir eigentlich hatten so viele Bären so nah anzutreffen, andere Touristen reisen extra nach Alaska um Bären zu sehen und gehen leer aus.

Kodiak Bear fighting Alaska, Karluk River
Showkämpfe der Grizzly's

Nur einmal kam es zu einer brenzligen Situation:

Während des Floatens passierten wir eine Bärenmutter mit einem Jungen am linken Ufer und entdeckten kurz darauf, wir waren praktisch schon auf gleicher Höhe mit der Mutter, am rechten Ufer ein weiteres Junges. Vollbremse war angesagt. Die Mutter gab dem Jungen zu verstehen, dass es den Fluss überqueren soll, was dieses dann auch umgehend machte. Wir setzten uns ins stehende Boot, tranken ein Budweiser und liessen den Bären ihre Zeit.

Wir beobachteten Rangeleien und Zweikämpfe um die besten Fangplätze, Sprints auf ziehende Lachse, sahen die unterschiedlichen Jagdtechniken der Bären (der Taucher, der Hüpfer, der Unsichtbare, der Leichenbegutachter, usw.). Es war wie wir es aus etlichen Bärendokus am TV bereits kannten, nur war es real und wir mitten drin – ein Wahnsinn! Die riesigen Schulen von Rotlachsen, die spritzend den Fluss aufstiegen, wenn sie sich über seichte Passagen drängten, liessen unsere Fischerseelen zusätzlich staunen.

Der Karluk River ist vom Ausfluss des Sees bis zur Karluk-Lagoon, also beim Einfluss ins Meer, ca. 30 Kilometer lang. Portage liegt ungefähr in der Hälfte. Aufgrund des tiefen Wasserstandes und der fehlenden Pools im oberen Teil des Flusses floateten wir an diesem ersten Tag direkt bis zur Yurte.

 

Erin, Alex und die ganze Gruppe von Volunteers begrüssten uns herzlich und nahmen uns mit einem Topf Chilli und Harry Potter auf DVD in Empfang. Wir befreiten uns von unseren unzähligen Schichten an Thermo-Wäsche, Kappen, Windstoppern und Regenjacken, genossen die warme Dusche und gesellten uns zu der Gruppe. Die Leute erklärten uns voller Stolz, dass sie mittels Plastik-Platten einen Fourwheeler-Trail erstellten, bei dem Plastik-Platte an Plastik-Platte festgeschraubt wird. Tönt sehr anstrengend und mühsam, doch merkten wir bald, dass die Truppe auch sehr viel Spass hatte. Es wurde uns dann auch klar warum. Es handelt sich, wenn ich mich recht erinnere um eine 7 Meilen lange Strecke. Dies war das vierte Jahr, wobei pro Jahr eine Woche daran gearbeitet wird und die bis jetzt „geschraubte" Strecke beträgt rund 2 Meilen. Also Stress ist das nicht. Das Programm basiert ja auf freiwilliger Arbeit und so kann Erin auch nicht allzu stark mit der Peitsche knallen. Bushmills (einer der Jungs war ein Ire) und Glenfiddich (von uns) wurde aufgestellt, wir machten Witze, foppten einander über unsere jeweiligen Interessen am Karluk-River und hatten einen ausgelassenen Abend.

Um halb acht am nächsten Morgen machte sich die Gruppe wiederum an die Trail-Arbeiten und hinterliess uns ein reiches Frühstück, welches wir dankbar assen.

 

Alex gab mir am Vorabend noch einen seiner „Geheim-Streamer" mit und verriet uns ein paar Hotspots weiter unten am Fluss. Er macht auch Guiding am Karluk und war mächtig im Zwiespalt zwischen „mit den Schweizern fischen zu gehen" oder „Plastik-Platten schrauben" - er ging Plastik-Platten schrauben - Erin's Peitsche zeigte doch Wirkung.

 

Wir liefen ein ganzes Stück den Fluss hinunter und befischten die erwähnten Hotspots, welche zu den besten am Karluk für Steelheads gelten. Dritter Wurf, Biss! WAU, was für ein Fisch!!! Ein grosser Steelhead hatte Alex' Streamer genommen und kämpfte mächtig an meiner Rute. Doch leider schlitze er nach kurzer Zeit aus, grrr! Es ging jedoch nicht lange und bei Rolando bog sich die Rute. Leider erging es ihm nicht besser als mir zuvor. Aber Mättel schaffte es und fing den ersten Steelhead unseres Floats. Bravo! Leider war's das aber auch schon. Wir fischten den ganzen Vormittag und hatten praktisch keine Bisse mehr.

Das Wetter wurde ungemütlich, sehr starker eisiger Wind, dazu waagrechter Nieselregen liess uns wieder zur Yurte zurückkehren.

In meinem Hinterkopf hörte ich daurend den Song: "I'm nothing but a tin man, don't feel any pain - I'm rusted from the rain" von Billy Talent.

Portage, Karluk River, Steelhead Fishing, Alaska, Kodiak
Portage, Karluk River

Wir assen etwas, tranken einen heissen Kaffe und liessen die Köpfe hängen. Ein kurzer „Nap" später und der Gedanke „das kann doch nicht sein!" liessen mich zu neuen Kräften kommen und ich machte mich nochmals auf die Pirsch. Rolando und Mättel winkten ab und verzogen sich in ihre Schlafkojen.

Im Gegensatz zum Morgen versuchte ich es jetzt gleich direkt bei der Yurte abwärts, wo der Fluss eine beachtliche Breite und Tiefe hat. Es ging nicht lange und der erste Biss erfolgte. Eine mittlere Regenbogenforelle zeigte Interesse an Alex' Streamer. Kurz darauf ein zweiter Biss und die ersten Schwanzschläge liessen mich auf einen grösseren Fisch schliessen. Nach heftigen Fluchten und spektakulären Sprüngen konnte ich eine schöne Steelhead-Forelle um die 80 cm landen. „Aha hier im ruhigen und tiefen Wasser haltet ihr euch versteckt!" Während des Drills kehrte die Schrauber-Truppe zurück und johlte mir zu. Kurz darauf waren natürlich Mättel und Roland auch wieder im Wasser.

Wir fingen weitere Steelheads, Regenbogenforellen, Dolly Varden und ich konnte sogar noch einen frischen Rotlachs, silberblank aus dem sogenannten Late-Run, landen, welchen wir als Beilage zum Abendessen beisteuerten.

Steelhead Karluk River
Steelhead Karluk River
Steelhead Karluk River
Steelhead Karluk River
Late Run Sockeye Karluk River
Late Run Sockeye Karluk River

Am nächsten Morgen beschlossen wir, Erin und ihrer Truppe „Lebewohl" zu sagen, da wir nun diesen Teil des Karluks kannten und wir ja eigentlich zum Zelten gekommen waren und nicht den ganzen Urlaub in dieser überhitzten scheusslich komfortablen Yurte mit all dem vielen grässlich leckerem Essen verbringen wollten!

 

Ab Portage führt der Karluk einiges mehr an Wasser und es gab etliche Pools auf unserem Weg flussabwärts, die wir ausgiebig befischten. Wir fingen wiederum unzählige Dollies, Chars und Rotlachse, ab und an auch eine Regenbogen-Forelle oder eine Steelhead.

 

Das Nachtlager schlugen wir an einem der schönen Pools auf. Dolly auf Dolly und wir kriegten immer öfter den Verdacht, dass wir ab und an den gleichen Fisch mehrmals fingen. Dieser Verdacht bestätigte sich, als ich eine Steelhead mit einem sehr markanten Mund fing. Kurze Zeit später gesellte sich Rolando neben mich und ich erzählte ihm von meinem Fang. Wiederum ein Biss und erneut eine Steelhead an meinem Haken. Ich musste lachen, als ich die Forelle in die Hand nahm: dieselbe wie zuvor, gleicher ausgeprägter Mund. Also dieser unheimliche Stress, den die Fische beim Fangen erleiden sollen, wie uns hier zu Hause erzählt wird, den scheinen die AK-Forellen nicht zu kennen, resp. stecken diesen viel lockerer weg als unsere heimischen.

 

Ein Bär gesellte sich zu uns und angelte sich seine Rotlachse. Dieser Bär bereitete mir auch meine erste „Nah-Bär-Erfahrung" wie folgt: Er entdeckte im flachen Wasser einige Rotlachse und jagte diesen flussabwärts hinterher, mit voller Konzentration auf seine Beute. In seiner Jagd vergas er wohl meine Anwesenheit und hätte mich beinahe umgerannt, hätte ich nicht kurz vor Aufschlag heftig zu rufen und zu schreien begonnen. Er stoppte umgehend seine Verfolgungsjagd und kehrte um. Mein Adrenalin-Spiegel brauchte einige Minuten um sich wieder zu normalisieren.

Auch dieses Erlebnis zeigte wiederum, dass die Bären absolut nicht an uns Menschen interessiert waren und sehr respektvoll mit uns umgingen.

Das vorzügliche Nachtessen, traditionelle asiatische Nudel-Küche... war der Hit und wir spülten ordentlich mit den Resten unseres Whiskey-Bestandes.

Es gab ein ganz besonderes Highlight an diesem Abend: Mättels Schwester hatte Geburtstag und zur Feier kramte der Gute drei Kubanische Zigarren hervor. Wir kannten diese drei hübschen bereits vom Stuyahok. Geraucht hatten wir sie bis jetzt noch nicht (nein, es lag nicht an Rolando und mir).

Glücklich und zufrieden verzogen wir uns zu später Stunde in unsere Zelte und wappneten uns gegen die Kälte. Es gestaltete sich recht einfach - zog man eine der fünf übereinander geschichteten langen Unterhosen aus, hatte man Idealtemperatur im Schlafsack. Den Rest der Kleidung die man durch den Tag trug, behielt man einfach an, inklusiver der Kappen. Je nach Schlafsack-Güte gab es auch einer, der konnte gar im T-Shirt schlafen - aber ich erwähne aus Rücksicht auf meine Kollegen nicht, welcher von uns dreien das war. 

Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch.

Nach der morgendlichen allgemeinen Nudel-Entsorgung kam der gestrige Bär vorbei. Er inspizierte kurz unser Camp, hob die Nase und nahm schnurstracks Fährte zu unseren „Haufen" auf und wälzte sich genüsslich darin. Wieder etwas im Umgang mit Bären gelernt.

Die heutige Flussstrecke wurde von uns wiederum ausgiebig und erfolgreich befischt. Die Anzahl der Dollies und Chars war wirklich unglaublich und wir waren immer wieder überrascht, dass nach dem xten Fang immer noch ein neuer Biss kam. Ein Leerfischen eines Pools war praktisch unmöglich.

Abends nahm der Wind wieder zu was den Vorteil barg, dass wir unsere gesamte Ausrüstung zum Trocknen in den Wind hängen konnten. War etwas einmal feucht, blieb es dies meist.

Am nächsten Tag galt es bis zur Lagoon zu floaten, da uns am darauf folgenden Tag der Buschflieger abholen kommen würde.


Die Lagoon des Karluk schaut aus wie ein grosser See, doch die Bodenbeschaffenheit besteht aus unzähligen Kanälen und Rinnen, in denen die Saiblinge und Lachse stehen. Hier unten gab es auch etliche Bären die sich wiederum kaum von uns stören liessen.

Wir suchten uns einen geeigneten Campplatz, luden alles vom Boot aus und waren umgehend wieder am Wasser bei unserer Lieblingsbeschäftigung.


Während des Fischens bemerkten wir, dass hier unten die Bären etliches frecher waren und andauernd durch unser Gepäck zottelten und sich ohne Scheu uns näherten. Speziell eine Bären-Mutter mit ihren beiden Jungen schien von uns sehr angetan zu sein. Verdankenderweise begann Mättel nach Sonnenuntergang mit dem Campaufbau und wir hörten ihn etliche Male wüste Worte in Richtung Bären-Mamma schicken. Das kann ja eine heitere Nacht werden...

Ein wiederum delikates Nudel-Süppchen gab uns die nötige Wohlfühl-Wärme um uns spät in die Schlafsäcke zu verziehen. Die Nacht war bitterkalt, Temperaturen um -7 Grad prüften unsere Schlafsäcke und das ständige Platschen und Schmatzen der fischenden Bären liess uns nicht tief schlafen.

Geweckt wurde ich von Gerumpel aus unserem Küchenzelt. Ich war der Meinung, dass Rolando am Kaffe kochen sei und rief ihm zu, dass ich ihm auch gleich zur Hand gehen würde. Seine Stimme antwortete nicht wie erwartet aus dem Küchenzelt sondern aus seinem Schlafzelt: „und ich dachte, das wärst Du in der Küche". Wir waren umgehend hellwach. Mamma-Bär mit ihren beiden Jungen vergnügte sich im Küchenzelt und alle hatten weisse Schnäuze vom geklauten Milchpulver.

 

Wir vertrieben die Bären aus dem Zelt und begannen mit Aufräumen, doch die Bären waren auf den Geschmack gekommen und kehrten immer wieder zurück. Der Moment war gekommen, den Pfefferspray zu benützen.

Die Wirkung hielt sich in Grenzen: eine Ladung voll auf die Möhre vertrieb zwar die Bären, doch kehrten sie kurzer Hand wieder zurück, ganz im Gegensatz zu uns, denn eine leichte Brise, sprich Gegenwind, liess uns am eigenen Leib erfahren, wie aggressiv das Zeug ist. In Eiltempo wurde der Kaffe zubereitet um danach umgehend die Zelte abzubrechen, das war das beste Mittel gegen die „gluschtig" gemachten Bären.

Anschliessend tauten wir die gefrorenen Wathosen, Schuhe, Rollen und Schnüre im Fluss auf und fischten auf Silvers. Leider ohne Erfolg. Doch die Dollies hatten hier unten bis anhin unerreichte Grössen.


Ein Boot mit zwei älteren Ladies und einem Native-Guide kam von Karluk City herauf. Die beiden Damen hatten beide eine Top-Fotoausrüstung und machten wie wild Fotos von den Bären rund um uns. Sie erzählten uns, dass wir auf dem „Playground" der Bären-Mamma und ihren Zöglingen campiert hätten und dass die Bären-Mamma äusserst aggressiv auf Pfefferspray reagieren würde. Das mit dem Playground konnten wir bestätigen, das mit dem Pfefferspray glücklicherweise nicht. Die beiden Damen waren sichtlich beeindruckt uns lebend anzutreffen.

 

Der Flieger traf mit Verspätung ein und unglücklicherweise mussten wir merken, dass der Pilot aufgrund des tiefen Wasserstandes unseren geplanten Anlegeplatz nicht erreichen konnte, was bedeutete das Gepäck zum Flieger zu transportieren. Freundlicherweise boten sich die Damen als Shuttle-Boot an, ansonsten wäre erneutes Schleppen angesagt gewesen. Nachdem alles verstaut war, startete der Pilot die Beaver und es ging Richtung Kodiak-City zurück.

 

Aus der Luft konnten wir den Karluk-River nochmals geniessen, sahen den Flussverlauf und jeder von uns liess das Erlebte innerlich Revue passieren: der erste Blick auf den Karluk bei der Anreise, die sieben Felsen darin, all die Bären, all die Fische, die nie endenden wollenden Weiten, die unberührte Wildnis, die Kälte, die Nässe, Erin und die Schrauber-Truppe, usw. Es kam bereits jetzt schon Wehmut auf. Mit diesen Gedanken und der Wärme im monoton brummenden Flieger erlag ich bald einem kurzen Schlaf. Zurück im Studio wurde ausgiebig geduscht, ausgepackt, getrocknet, gewaschen usw. Gegen Abend fanden wir uns im Henry's ein und speisten wie die Fürsten.